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Einleitung

Wenn jemand die Geschichte Europas vom Gesichtspunkt der Bauern und Handwerker schreiben würde, was für eine Geschichte würde er wohl berichten?

Der französische Historiker Marc Bloch stellte einst fest, dass Aufstände genauso Teil von Europas Agrarwirtschaft und Gesellschaft waren wie es nach der Industriellen Revolution die Arbeiterstreiks werden sollten. Eine Antwort auf diese Frage könnte darin zu finden sein, die Fährte des sich verändernden Auftretens und der geographischen Ausdehnung der Aufstände in Europa, über die gesamte Periode zwischen dem späten Mittelalter und dem heutigen Zeitalter zurück zu verfolgen.

Die Geschichte wurde charakterisiert durch eine Reihe von Veränderungen. Das späte Mittelalter (ca. 1300-1450) erlebte relativ wenige Aufstände im großen Stil. Ab etwa 1400 wurden Aufstände endemisch in bestimmten Regionen, besonders im Rheinland, dem Alpengrenzgebiet zwischen Österreich und Frankreich, dem heiligen römischen Reich und der Schweizer Konföderation. Ein Crescendo an Revolten in dieser Region gipfelte im Bauernkrieg von 1525, wohl dem größten sozialen Aufstand in europäischer Geschichte vor der Französischen Revolution. Dann wechselten die Aktivitäten nach Süd und West-Frankreich, was Bühne für beinahe beständige ländliche Proteste und Aufstände bis in die 1670er wurde. Im Gegensatz hierzu war das achtzehnte Jahrhundert eine Zeit relativer Ruhe über Europa, die schließlich in den Kämpfen von 1789 endete.

Kein einzelner Faktor kann diese Veränderung erklären. Manche Historiker betonen die Ausweitung der Märkte und deren zerstörenden Einfluss auf die lokale Wirtschaft. Andere sehen eine Hauptursache in der verdichteten Staatsmacht und ihrem stetig anwachsenden Hunger nach Steuereinnahmen. Noch Andere argumentieren, dass kommunale Durchsetzungsfähigkeit der entscheidende Punkt gewesen sei. In manchen Gegenden spielten ethnische und religiöse Unterschiede eine wichtige Rolle. Jedoch würden alle darüber einstimmen, dass was auch immer die unmittelbare Ursache war, eine wichtige Variable diejenige war, ob Bauern und Handwerker alle ihre Bedürfnisse ohne Rückgriff auf Gewalt vorbringen konnten.

Die folgende Kartenserie erforscht jedes dieser Themen der Reihe nach. Teil 1 verfolgt das sich ändernde Bild von städtischer und ländlicher Unruhe in Westeuropa zwischen 1300 und 1800. Teil 2 prüft die Hypothese, dass späte mittelalterliche Aufstände Ausdruck von Gemeinschaftssinn in Dörfern und Städten waren; Teil 3 behandelt die Beziehung zwischen Aufständen und Steuern. Ein 4. und letzter Teil schaut nach der Beziehung zwischen Märkten und einer spezifischen Form von Unruhe, den Essens-Aufständen.